Ein herzliches Glück Auf aus Nelson (wiedermal). Nach einer ca. 6 stündigen Busfahrt vom Ende des Heaphy Tracks bis zurück nach Nelson sind wir gestern recht müde mit Blasen an den Füßen, aufgebrauchten Essensvorräten und stinkenden Klamotten im „The Bug“ Hostel angekommen. Alles fing am 01.12. mit einer lustigen Busfahrt von Nelson in Richtung Collingwood (ca. 100km nord westlich von Nelson) an, als wir durch Wolfgang Lippert höchstpersönlich zum Start des 80km langen „Heaphy Tracks“ gebracht wurden (ja, unser Busfahrer der „Abel-Tasman Coachline“ sah ihm wirklich zum verwechseln ähnlich). Mit voll gepacktem Rücksack ging es dann auch gleich gegen halb zwölf Uhr mittags los, durch dichte Waldgebiete immer bergauf. Dieser erste Tagestrip sollte wohl mit der beschwerlichste der ganzen Wanderung werden. Eigentlich sollten wir, wie in unserer Karte eingezeichnet die erste Nacht in der Brown Hut übernachten, aber da sich unsere Anreise anders gestaltete, als geplant und wir schon so zeitig vor Ort waren, liefen wir einfach los in Richtung Perry Saddle Hut. Da der Weg wirklich 17,5 km nur Anstiege beinhaltete und mein Rucksack ungefähr 25 Kilo wog (es war ja noch dieses ganze schwerwiegende Speisematerial drin^^) waren die Beinchen am Ende des Tages ziemlich müde. Doch den Spaß haben wir uns nicht nehmen lassen. Mit Roman aus der Schweiz hatten wir auch einen lustigen Wandergefährten gefunden und wurden kurz vor erreichen der ersten Berghütte noch durch einen wunderbaren Ausblick auf die Berglandschaft des Kahurangi Nationalparks belohnt, bei dem uns auch gleich der erste Kea (eine Art Papagei, der nur in Neuseeland zu finden ist – grün/rot gefiedert und ca. 1,5m Flügelspannweite) mit lautem gekreische über die Köpfe flog und eine kleine Eule uns von einem Ast aus ganz neugierig beobachtete. Ein wirklich wunderbarer Moment, so von der Wildnis begrüßt zu werden :) Nach einer ausgedehnten Pause an diesem Ort erreichten wir schließlich ca. 19:30 die Perry Saddle Hute, wo sich schon ca. 12-14 andere Wanderer aufhielten. Wir suchten uns einen guten Platz im Zimmer auf den breiten Doppelstockbetten aus und lüfteten unsere Käsesocken draußen vor dem Fenster.
Abends gab es dann gute Spaghetti mit Würstchen. Im schönen, klassischen Alutopf zubereitet. Die Betten waren einfach, aber mit einer Gummimatratze gut gepolstert. Nur 2 Schnarchnasen der 8 Zimmergenossen machten die Nacht etwas „rüttelig“ – da halfen nur noch die guten „Ear-Plugs“, die mir Stefan (aka Naddel) und Anne zum Abschied in Jena geschenkt hatten (großes Danke nochmal!).
Am nächsten Tag hatten Merle und ich etwas mehr Zeit für unseren Weg zur „Gouland“ Hütte, da diese „nur“ 2h (ca. 7km) entfernt war, nahmen wir die Empfehlung der Ranger-Dame an, einen sogenannten „side-track“ zu machen und auf ca. 1200m zu kraxeln. Beim Aufstieg hatten wir einen guten Ausblick auf die Gegend – aber eben nur Anfangs. Denn als wir den Gipfel erreichten, standen wir voll in der dichten Wolkenschicht und konnten nur noch die ersten 50m um uns herum erblicken. Es war trotzdem ein gutes Gefühl dort oben zu stehen und die frische Luft zu atmen, denn schließlich waren wir komplett allein dort – nur Gestein, ein paar wenige Pflanzen, ein kleiner Piepmatz (der uns wohl gefolgt war^^) und wir. Nach diesem 3 Stündigen Abstecher machten wir uns dann wieder mit Gepäck auf den Weg. Wir gelangten nach einer Weile an einen Ort, der sich als weitläufige Graslandschaft zeigte, umgeben von bewaldeten Bergen – ein toller Anblick und eine ungeahnte Stille. Genau an diesem Ort sollten wir auch auf unsere kleine Hütte stoßen – die „Gouland Downs Hut“. Weil wir noch recht früh am Tag dort ankamen, legten wir wieder alles Gepäck dort ab und gingen im Fluss um die Ecke baden. Das 11 Grad kalte Wasser lud allerdings nur zu einem kurzen Bad ein^^. So machten wir anschließend noch einen Spaziergang in den urigen Wald hinter unserer Hütte, in welchem sich zahlreiche Höhlen befanden, bedeckt von dicht mit Moos bewachsenen Bäumen. Da sich in unserer kleinen Hütte kein Gaskocher befand, musste selbst angefeuert werden und die „unglaublich leckeren“ Dosenspaghetti direkt über dem Feuer erwärmt werden. Wir waren in dieser Nacht komplett allein an diesem Ort – kein Internet, kein Handyempfang, keine Funkstation, also keine Möglichkeit der Kommunikation zur Zivilisation und die nächsten wenigen Menschen waren zirka 8km von uns entfernt, was schon ungewohnt und teilweise unheimlich war, aber sich auch extrem frei anfühlte. So schliefen wir bei brennendem Feuer, umgeben von den Lauten der nachtaktiven Vögel in wunderbarer Einsamkeit ein.
Der dritte Tag sollte wieder ein wenig anstrengender werden. Wir hatten eine Strecke von ca. 17,2 km/ 4,5h vor uns. Da der Weg aber weder sehr steil anstieg, noch heftig bergab ging, hatten wir keine große Mühe, die nächste Hütte zu erreichen und machten auch hier wieder einige ausgedehnte Pausen in der sehenswerten Natur. Wir hielten uns unter anderem fast 1,5 Stunden in einem winzigen Flussbett auf, wo die Sonne wunderbar schien und wir auch unser Mittagessen gleich verspeisten. An dieser Stelle begegneten wir Birgit aus Holland und Conrad aus Kiel, welche sich auch erst auf dem Heaphy Track kennengelernt hatten. Wir kamen sofort gut mit beiden ins Gespräch und wanderten von dort ab gemeinsam bis zur James Mackay Hut. An dieser Hütte stieß dann später noch Takuia aus Japan zu uns. Ein wirklich wunderbarer Mensch, der sich vagan ernährte, nur einen Schlafsack dabei hatte, abends Stretchübungen und Yoga machte und meist draußen im freien schlief. Er hatte außerdem noch sein persönliches Instrument – ein sogenanntes Karimba dabei, auf dem er uns noch vor dem Schlafen gehen ein paar seiner eigens komponierten Lieder vorspielte. Der Klang dieser Musik passte unglaublich gut zu der ruhigen, entspannten Abendstimmung im Nebel durchzogenen Wald und dem herrlichen Sonnenuntergang. Nachts klarte der Himmel völlig auf und das magisch, helle Sternenzelt der Südhalbkugel zeigte sich mit den abertausenden Leuchtkörpern und der gut zu erkennenden Milchstraße in vollster Pracht. Ich konnte mir das ganze sogar noch 2mal mitten in der Nacht intensiv anschauen, da mich meine leckere Cola vom Abendessen mehrmals zur Toilette trieb ;)
Tag 4 wird besonders Merle noch länger in Erinnerung bleiben. Sie hatte sich leider bei dem langen Bergabstieg (12,5km bis Lewis Hut + 8km bis Heaphy Hut) mehrere Blasen an den Füßen gerieben und musste die letzten Stunden unter Schmerzen bis zur Heaphy Hut laufen – was sie sich natürlich nicht groß hat anmerken lassen, denn sie ist sehr hart zu sich selbst und beißt sich dann einfach durch (hätte meine liebe Schwester Caro wahrscheinlich genauso gemacht). Es war schon ein wirklich tolles Gefühl, nach einer recht langen Gebirgswanderung dann direkt an einer Flussmündung an der Tasmansee anzukommen, wo man wilde, einsame Strände, von der Brandung und dem Flusslauf geschliffene Felsen und meterhohe Palmen zu sehen bekam. An diesem riesigen Strand machten dann Conrad und ich noch einen kühlenden Sprung in die tobenden Wellen der See und fanden zufällig einen Fisch, den es wohl zuvor an Land gespült hatte. Wir dachten uns nur: „den nehmen wir mit und braten ihn zum Abendessen“. So kam es dann auch, nachdem wir uns natürlich vorerst noch von einer Fischkennerin auf der Hütte haben beraten lassen. Der Fisch war ein absolutes Highlight nach den letzten Tagen mit Instant Nudeln, Dosenfutter und Schokoriegeln. Nachdem wir den Fisch unter uns gerecht aufgeteilt hatten, liefen wir wieder hinunter zum Strand und machten ein gemütliches Lagerfeuer. Dort saßen wir bis kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Takuia suchte sich wieder ein gemütliches Plätzchen in den Dünen unter freiem Himmel und Merle, Conrad, Birgit und ich bereiteten uns auf die letzte Nacht im Kahurangi vor.
Am fünften Tag ging es nun noch einmal ca. 16 km am Strand entlang, durch dichte Palmenwälder, in welchen man von Zeit zu Zeit auch mal auf einen riesigen Kauri Baum stieß, deren Umfang geschätzte 12-15m betrug. Als wir dann nach 4,5 h und 16km endlich in Kohaihai ankamen hatten wir auch noch Glück, dass uns ein belgisches Pärchen mit ihrem Auto bis nächsten Ort (Karamea) nahmen und uns direkt vor dem Rongo Hippie Hostel absetzten. Wir waren echt froh, endlich wieder eine heiße Dusche zu nehmen (wir konnten uns ja fast 6 Tage nur mal mit kaltem Wasser aus Fluss oder vom Regenwasserspeicher der Hütten im Freien waschen), eine ordentliche Mahlzeit zu kochen und die Füße hochzulegen :)
Die Zeit im Kahurangi wird uns wohl dennoch unvergessen bleiben, denn besonders für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis in dieser einsamen, weiten, unberührten Natur mehrere Tage zu leben und zu durchwandern. Ich möchte hiermit besonders Merle, Takuia, Birgit, Roman und Conrad danken, die diese Wanderung zu einem noch wertvolleren Ereignis haben werden lassen.
Ich habe gar keine richtigen Worte Maxe....es ist einfach schön dich so zufrieden zu sehen!Maria =)
AntwortenLöschenOh, ja, da wäre ich gerne dabei gewesen und hätte gegen die Blasen angekämpft ;)
AntwortenLöschenNee, bin echt stolz auf Dich, v.a., da Du scheinbar ohne Wanderschuhe den ganzen Spaß gemacht hast...
Denk an Dich und hab Dich ganz doll lieb. Viel Freude weiterhin!!!