Den folgenden Blog widme ich meiner, vor einigen Jahren, verstorbenen Großmama Dora Peterhänsel, an die ich die letzten Tage besonders viel gedacht habe.
Da wir das komplette Wochenende frei hatten, entschied ich mich kurzer Hand in den Tongariro National Park zu fahren und dort ein paar Wandertouren machen. Mit Mathias und Annabell hatte ich auch noch 2 nette Begleitpersonen, die auch froh waren, mal aus unserem kleinen Kaff raus zu kommen und die Nordinsel zu erkunden. Wir starteten also am Freitag Nachmittag in Te Puke, fuhren durch Rotorua, Taupo (wo wir einen kurzen Stop hatten, um ein paar Fotos vom See und einem doppelten Regenbogen zu machen) und Turangi direkt auf einen kleinen Parkplatz mitten im Urwald des Parks. Dort begrüßten uns zahlreiche Vogelarten mit lauten gezwitscher und ein spanisches Ehepaar, die mit ihrem Wohnmobil auch dort übernachten wollten. Bevor es 21Uhr ins Bett ging, genehmigten wir uns noch ein paar leckere Scheiben Toastbrot und verteilten uns anschließend großzügig auf der Matratze im Nissan - gut, es war wirklich wie in der brühmten Tunfischbüchse, aber wenigstens hatten wir einen kostenlosen Schlafplatz. Als ich nachts aufgrund einer randvollen Blase aus dem Auto steigen musste überraschte mich ein unglaublicher Sternenhimmel, der so hell und klar war, dass ich trotz der eisigen Kälte (es waren wohl sicherlich um die Null Grad, denn am Morgen waren die Türen zugefroren) erstmal ein paar Minuten in die Luft starren musste. 7:30Uhr ging es dann los auf den Tongariro Crossing Track, welcher eine komplette Wanderung durch aktive Vulkanlandschaften bietet. Mit einiger Ersatzkleidung, Handschuhen, Schal, Mütze und genügen energiehaltiger Nahrung machten wir uns auf in den Urwald, der nach einem angenehm seichten Beginn ganz schnell ungemütlich mit tausenden Treppenstufen aufwartete und uns richtig viel Kraft im ersten drittel des Wegen bis zur Ketetahi Hütte (diese sollte unser Ziel für die Mittagspause sein) kostete - Puls und Blutdruck stiegen innerhalb kürzester Zeit auf absolute Grenzwerte an und wir brauchten mehrere Stops, um nicht gleich zu Beginn aus den Latschen zu kippen. Aber als ungeübte Wanderer, wie wir es sind, ist das sicherlich auch normal. Als wir die Baumgrenze überschritten hatten, führte uns der Weg durch Strauch und Kurzgrasgebiete, bis schließlich nur noch ein paar Moose oder Flechten auf Vulkangestein zu finden waren. Der Weg wurde je Höhenmeter auch immer beschwerlicher, sodass man auch größere Gesteinsbrocken, Flussläufe und Schneefelder überwinden musste. Vor allem die Schneefelder waren recht gefährlich gewesen, da sie sich an recht steilen Hängen befanden und über sie nur ein Fußbreiter Trampelpfad führte. Abrutschen wäre an dieser Stelle quasi nicht gerade gesundheitsfördernd gewesen^^. Auf dem Weg in Richtung "Blue Lake" kamen uns 2 Rager entgegen, die sich kurz nach unserem Befinden erkundigten und uns die Wetteraussichten für die Höhenlagen berichteten. Sie erklärten uns, dass es für uns am besten wäre, wenn wir bis zu den "Emerald Lakes" oberhalb des zentralen Karters laufen würden und dann umkehren, da dass Wetter ab dort sehr ungemütlich werden würde - was sich auch so herausstellen sollte. Wir passierten also den "blue lake" und ein großes Schneefeld auf dem zentralen Krater, welcher auch ein Drehort für "Herr der Ringe" (Ebene von Gorgoroth) gewesen ist und mich völlig in seinen Bann gezogen hat. Diese Gegend sah so surreal aus, wie ich noch nie zuvor eine Landschaft gesehen bzw erlebt hatte. Zum einen der völlig ebene, weiche, dunkle, leblose Boden des Kraters mit seinen angrenzenden schneebedeckten Bergen und zum anderen das riesige Schneefeld, dass direkt vor zwei rauchenden Vulkankratern lag und man an der flimmernden Luft sogar die austretende Wärme erkennen konnte. Wir liefen also weiter bis zu den "emerald lakes" und kehrten dann auf einem sehr stark ansteigenden Gebirgskamm um, da die Sicht immer schlechter wurde, es anfing leicht zu schneien und der Wind immer heftiger zu blasen begann. Wir brauchten ja auch noch eine Weile für unseren Rückweg, der zwar angenehmer zu laufen war, als der Aufstieg, aber dennoch unglaublich kräftezehrend gewesen ist. Nach 8,5 Stunden und ca. 18km Fußmarsch für insgesamt 2000 überwundene Höhenmeter (Startpunkt liegt auf ca. 800m; Emerald Lakes liegen auf knapp 1800m) erreichten wir föllig ausgelaugt den Parkplatz. Wir fuhren noch kurz nach Turangi, um uns ein deftiges Abendessen beim Asiaten zu gönnen und fuhren danach zu unserem nächsten Nachtlager - dem Parkplatz von Mangatepopo, der direkt in einer riesigen steppenartigen Landschaft am Fuße des Mount Ngauruhoe liegt (auch als Schicksalsberg von Mordor aus Herr der Ringe bekannt). Dort erlebten wir einen wundervollen Sonnenuntergang und ein Abendlicht, das dieser leblosen Gegend einen ganz besonderen Ausdruck verlieh. Wir waren die einzigen Menschen, die in einer erneut sehr sehr kalten Nacht dort übernachteten - das fühlte sich extra abenteuerlich an und wird wohl lange in Erinnerung bleiben. Am Sonntag morgen überraschte uns ein komplett wolkenloser Himmel und da stand dann "Mount Doom" (wie er hierzulande genannt wird) in seiner dunklen, schroffen und gefährlichen Schönheit vor uns. Er ist wohl der schönste aktive Vulkan, den ich je gesehen habe (okay, okay...ich habe noch nicht allzu viele aktive Vulkane gesehen, aber das macht ja nix^^). Da der Vortag noch arg in unseren Knochen steckte wanderten wir allerdings nur ein Stück in Richtung "südlicher Krater" und kehrten relativ zeitig wieder um. Das war auch völlig okay, denn wir hatten wirklich unglaublich viel gesehen und erlebt in diesen Wochenendstunden. So fuhren wir mit dem Auto noch einen kleinen Umweg durch den Süden des Nationalparks, machten halt an einem weiteren Drehort namens "Ithilien" (wo Gollum einen Fisch in einem idyllischen Flusslauf fängt), fuhren im Südosten an einer kleinen Wüste vorbei (ja, der Park hat auch noch ne Wüste!!! echt unglaublich...) und machten uns schließlich auf den Heimweg. Am schönsten war dann die heiße Dusche im Hostel, eine Mega Portion Nudeln und natürlich dann das Bett, welches nur noch mit einer Person geteilt werden musste ;) Alles in Allem war dieses Wochenende im Tongariro Nationalpark aber wahrhaft eines der schönsten Ereignisse, die ich hier in Neuseeland erlebt habe und ich habe schon die nächsten Wanderungen in den zahlreichen Nationalparks der Südinsel ins Auge gefasst, welche wir ab kommenden Montag bereisen werden.
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