Frohe Weihnachten!
Es war schon ein komisches Gefühl, am 24.12. nachmittags bei 28 Grad mit anderen Backpackern am Strand zu liegen, mit einer Dose Bier in der Hand anstatt Kaffee und Christstollen in Familienatmosphäre. Da kommt schon etwas Heimweh auf und die Sehnsucht nach Schnee und Kälte - denn das gehört für mich einfach zu Weihnachten. Lustig war es dennoch und wir hatten auch abends viel Spaß mit den kleinen Wichtelgeschenken, die die Hostelbesitzer für uns organisiert hatten. Am 26. ging es dann aber wieder auf die Reise. Leonie und Marie nahmen mich und Manuel mit in Richtung Süden - ich dufte sogar deren Van fahren. So fuhren wir über Kaikoura nach Christchurch, wo uns eine heftige Meldung bei unserer Ankunft ereilte. Wenige Stunden zuvor hatte es ein weiteres Nachbeeben der Stärke 4.9 gegeben. Das Epizentrum lag genau unter dem Stadtzentrum und war wohl auch ziemlich nahe an der Oberfläche, wodurch viele Häuse Risse in den Wänden bekamen bzw teilweise ganze Fassaden zusammengestürzt sind und Fensterscheiben zersprangen. Wir konnten uns quasi selbst ein Bild von den Nachfolgen des Beebens machen und waren schon ein wenig beunruhigt. Da Merle auch grad mit ihren Eltern in der Stadt gewesen ist, trafen wir uns mit ihr und fuhren dann Abends gemeinsam in ein Stadtrandgebiet, wo wir auf einem Strandnahen Parkplatz zu fünft nächtigten. Gegen 2:30 Uhr grummelte erneut die Erde, doch dieses leichte Beeben sollte nur wenige Sekunden dauern. Vielleicht war auch nur ein entflohener Pups von Manuel, der sich mit mir ein Zelt nahe des Parkplatzes teilte^^
Am Tag darauf machten sich dann Manuel, Leonie und Marie wieder auf den Weg. Sie wollten nach Queenstown weiterziehen, um dort Silvester zu feiern. Merle und ich blieben dann in einem Hostel - auch außerhalb der Stadt, um auf einen potentiellen Käufer für ihr Auto zu warten. Nach ewigem Hin und Her gelang es dann, ihren Sportflitzer am 28.12. an Vater Job - einem Priester aus Indien zu verkaufen. Der Verkauf lief ganz legal auf einem Supermarkt Parkplatz mit Bargeldübergabe ab. Ein Kollege von Vater Job, der sich das Auto nochmal für ihn angesehen hatte und für sehr gut erklärt hatte, fuhr uns dann noch netter Weise mit all unserem Gepäck zur nächstgrößeren Hauptstraße in Richtung Süden, wo wir uns an die Straße stellen und den Daumen raus hielten. "Hitch hiking" wie es die Neuseeländer nennen, funktioniert erstaunlich gut, wie wir nach einer Stunde des Wartens selbst feststellen konnten. Wir wurden von Pete, einem mittvierziger Familienvater, bis nach Timaru (ca. 160km südlich von Christchurch) in einem Kleinbus mitgenommen. Als er uns im Ortszentrum absetzte, wurden wir erneut überrascht. Ein wildfremder Mann namens Don kam auf uns zu und lud uns einfach so zu sich nach Hause zum Barbecue ein. So luden wir nur schnell unser Gepäck im Hostel ab und liefen rüber zu Don, der gleich auf der anderen Straßenseite wohnte. Es war das beste, was uns an diesem Tag dann noch passieren konnte. Seine Familie mit Frau, 2 erwachsenen Töchtern und Schwiegersohn empfing uns super herzlich, stellte sich vor, bat uns Bier und selbstgegrillte Hamburger an. Wir erzählten viel über uns und auch Allison (seine Tochter) und ihr Ehemann erzählten sehr viel von ihrer Weltreise, die sie vor einigen Jahren gemacht hatten. Es war eine völlig entspannte Atmosphäre und alle haben viel gescherzt und gelacht. Ich habe so ziemlich alles gegessen, was mir angeboten wurde und so musste ich auch das letzte Stück der Dessert-Torte runterwürgen, weil niemand es mehr wollte^^. Ich bin sogar jetzt noch satt und es ist mittlerweile kurz vor 11Uhr am Folgetag :)
Wahrscheinlich werde ich mich nochmal mit Allison und ihrem Mann in Christchurch auf ein Bierchen treffen, wenn ich dann kurz vor meinem Abflug ein paar Tage dort verweile. Heute werden Merle und ich erstmal das kleine Örtchen hier noch etwas unter die Lupe nehmen und dann wohl morgen noch versuchen, bis nach Dunedin zu gelangen - wir haben jeder 2 gesunde Daumen, die uns dabei hilfreich sein könnten ;)